Medienmitteilung zur ersten Wissenschaftsbarometer-Publikation: Mehr Wissenschafts-Enthusiasten als Desinteressierte

Wenn es um Einstellungen zu Wissenschaft und Forschung geht, gibt es vier Typen von Schweizerinnen und Schweizern. Diese reichen von 28 Prozent Wissenschafts-Enthusiasten bis zu 13 Prozent Desinteressierten. Trotz vieler Unterschiede unterstützen alle Typen die Förderung von Wissenschaft und Forschung, wie eine Studie der Universitäten Zürich und Freiburg zeigt.

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Der 2016 veröffentlichte «Wissenschaftsbarometer Schweiz» lieferte ein klares Bild: Schweizerinnen und Schweizer interessieren sich für Wissenschaft und Forschung und finden diese unterstützenswert. «Diese Hauptbefunde bedeuten aber nicht, dass alle Schweizer die gleichen Einstellungen zur Wissenschaft haben. Ein differenzierteres Meinungsbild ergibt sich durch eine Gruppierung der Bevölkerung», betont Julia Metag, Professorin an der Universität Freiburg. Sie und ein vierköpfiges Forscherteam haben diese Gruppen in einer neu veröffentlichten Studie rekonstruiert und dabei vier Typen von Schweizerinnen und Schweizern entdeckt, die sich in ihren Einstellungen zu Wissenschaft unterscheiden.

Enthusiasten und kritisch Interessierte
Zwei dieser Typen sind stark wissenschaftsinteressiert: Für die sogenannten «Sciencephilen» spielt Wissenschaft eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Sie sind überzeugt, dass Wissenschaft nicht nur sehr nützlich ist, sondern auch viele Probleme lösen kann und wird. Die «Sciencephilen» machen rund 28 Prozent der Bevölkerung aus, sie sind mehrheitlich männlich, im Schnitt 47 Jahre alt und gut ausgebildet. Die zweite Gruppe (17 Prozent) ist auch sehr an Wissenschaft interessiert, nimmt jedoch eine kritischere Grundhaltung ein. Diese «Kritisch Interessierten» finden, dass man der Wissenschaft klare Grenzen setzen muss, da sie auch viele moralische und ethische Probleme mitbringt. Trotz aller Skepsis sind sie aber noch immer stärker als der Schweizer Durchschnitt dafür, dass Wissenschaft öffentlich unterstützt werden sollte.

Grösste Gruppe sind «passive Unterstützer»
Knapp 42 Prozent der Bevölkerung gehört zur grössten Gruppe der «Passiven Unterstützer». Menschen dieses Typs vertrauen der Wissenschaft grundsätzlich und finden, sie verbessere unser Leben im Grossen und Ganzen. Jedoch haben sie kein ausgeprägtes Interesse daran, sich vertieft mit Wissenschaft auseinanderzusetzen, geschweige denn sich einmal an einem Projekt, als sogenannte «Bürgerwissenschaftler», zu beteiligen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Frauen, im Schnitt sind sie 46 Jahre alt.

Der seltenste Typ – rund 13 Prozent der Bevölkerung – ist der «Desinteressierte». In seinem Leben spielt Wissenschaft so gut wie keine Rolle. Entsprechend denkt er nicht, es lohne sich über Wissenschaft informiert zu sein. Sein Vertrauen in die Wissenschaft ist von allen Typen das tiefste, weswegen er auch findet, dass sich die Gesellschaft zu sehr auf die Forschung verlässt. Entsprechend ist die öffentliche Unterstützung von Wissenschaft und Forschung bei diesem Typ am geringsten. Sie ist aber nicht negativ, sondern eher auf der Kippe. Auch in dieser Gruppe sind die Frauen in der Mehrheit, das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre.

Andere Typen, anderer Medienkonsum
«Die Typen wurden anhand von Einstellungen zu Wissenschaft und Forschung konstruiert. Schaut man jedoch auf den Medienkonsum, so zeigen sich auch hier systematische Unterschiede zwischen den Typen», erklärt Tobias Füchslin, Kommunikationswissenschaftler der UZH.

Am klarsten spiegeln sich diese Unterschiede in der Vielfalt der Medienkanäle, welche die Typen nutzen. Die beiden interessierten Typen – «Sciencephile» und «Kritisch Interessierte» – nutzen viele Kanäle und kommen über das Fernsehen, Radio und die Presse mit Wissenschaft in Kontakt. Noch öfter machen sie sich jedoch das Internet zu Nutze und informieren sich aktiv auf Wikipedia und wissenschaftlichen Webseiten. Die «Desinteressierten» kommen dagegen kaum durch Medien in Kontakt mit Wissenschaft. Mit einer Ausnahme: Das Radio- und TV-Angebot des SRF erreicht diese Gruppe genau so oft wie alle anderen drei Einstellungstypen.

Literatur:
Mike Schäfer, Tobias Füchslin, Julia Metag, Silje Kristiansen, Arian Rauchfleisch. The different audiences of science communication: A segmentation analysis of the Swiss population’s perceptions of science and their information and media use patterns. Public Understanding of Science. January, 2018. DOI: 10.1177/0963662517752886
Direkt: bit.ly/FourAudiences

Stakeholder-Workshop zur Evaluation und Weiterentwicklung des «Wissenschaftsbarometer Schweiz»

Am 3. Februar 2017 hat sich das Wissenschaftsbarometer-Team mit dem Projekt-Beirat und ausgewählten Schweizer und internationalen Stakeholdern getroffen. Diskutiert wurden im Rahmen eines eintägigen Workshops die Bewertung des Wissenschaftsbarometer und seiner Ergebnisse, mögliche Weiterentwicklungen der Befragung und potenzielle Kooperationsprojekte. Zusätzlich wurden weitere Möglichkeiten erörtert, um die Ergebnisse innerhalb der Schweiz sichtbar und wirksam zu machen.

Am Workshop teil nahmen Vertreterinnen und Vertreter von swissuniversities, den Akademien der Wissenschaften Schweiz, dem Schweizerischen Nationalfond zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF), dem Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus (SKWJ), der Schweizerischen Vereinigung der Hochschulkommunikatoren, dem Netzwerk FUTURE, von Science et Cité, von Wissenschaft im Dialog, der Mercator Stiftung Schweiz sowie den Universitäten Zürich, Fribourg, Lausanne, Koblenz-Landau und der London School of Economics and Political Science.

Stakeholder-Workshop 2017 Wissenschaftsbarometer Schweiz
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Stakeholder-Workshops diskutierten das Projekt anhand von kurzen Input-Vorträgen des Projektteams

Neuer Tabellenband: Alle Resultate des Wissenschaftsbarometer 2016 im Detail

Neuer Tabellenband: Alle Resultate des Wissenschaftsbarometer 2016 im Detail

Bisher konnten die ausgewählte Gesamtbefunde des Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016 in der kompakten Broschüre eingesehen werden. Im neuerschienenen Tabellenband sind nun alle Ergebnisse detailliert dargestellt. Der Tabellenband zeigt nicht nur die Gesamtergebnisse, sondern auch wie sich diese nach Alter, Geschlecht, Bildung und Sprachregion aufschlüsseln. Das PDF-Dokument steht sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch auf der Ergebnisseite zum Download zur Verfügung.

ScienceComm’16: Präsentation des Wissenschaftsbarometer 2016

Am 22. September wurden die ersten Resultate des Wissenschaftsbarometer Schweiz an der ScienceComm’16 in Granson, VD, vorgestellt. Die Resultate stiessen beim divers aufgestellten Publikum auf reges Interesse.

Der zweitägige Jahreskongress ScienceComm vernetzt die Akteure der Wissenschaftskommunikation und ist eine Plattform für den fachlichen Austausch. Der Kongress wendet sich an VertreterInnen von Hochschulen und Wissenschaftsfestivals, Presse- und PR-Institutionen, Kultur, Museen und Bildungseinrichtungen sowie an WissenschaftsjournalistInnen und PolitikerInnen, die sich für Bildung und Forschung engagieren.

In ihrer Auftakt-Präsentation lieferten Prof. Dr. Mike Schäfer (Universität Zürich) und Prof. Dr. Julia Metag (Universität Freiburg) dem Fachpublikum erste Einblicke in die offiziellen Ergebnisse der repräsentativen Befragung. Dazu gehörten Befunde, wie das generell hohe Interesse der Schweizerinnen und Schweizer an der Wissenschaft sowie eine klare Befürwortung staatlicher Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung. Die weiteren Resultate können in der offiziellen Broschüre auf der Ergebnisseite nachgelesen werden.

Die Befunde stiessen nicht nur im Publikum vor Ort auf reges Interesse, sondern wurden auch von diversen Medien aufgegriffen und auf Social Media fleissig geteilt. Die Reaktionen machten deutlich, dass der öffentliche Bedarf nach diesen Informationen hoch ist und die Resultate eine bereichernde Rolle in der Schweizer Wissenschaftskommunikation einnehmen dürften.

Schweizer Bevölkerung vertraut der Wissenschaft – Publikation des Wissenschaftsbarometers 2016

Die Schweizer Bevölkerung steht Wissenschaft und Forschung positiv gegenüber: Sie vertraut den Aussagen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in hohem Masse und interessiert sich sehr für wissenschaftliche Themen. Dies zeigt der erste «Wissenschaftsbarometer Schweiz», den Forschende der Universität Zürich erheben.

Wissenschaftliches Wissen ist in vielen Lebensbereichen bedeutsam. Es beeinflusst Entscheidungen Einzelner – etwa zu Gesundheit, Ernährung oder Kindererziehung – ebenso wie politische und wirtschaftliche Entscheidungen. Dies gilt insbesondere für die Schweiz – eine Wissensgesellschaft mit hohen Ausgaben für Wissenschaft und Forschung, die zu den innovativsten Ländern der Welt gehört. «Die Schweizer Bevölkerung ist sich dieser Bedeutung der Wissenschaft bewusst und steht ihr insgesamt positiv gegenüber», erklärt Mike S. Schäfer, Professor der Universität Zürich. Er hat zusammen mit Julia Metag, Professorin an der Universität Fribourg den ersten «Wissenschaftsbarometer Schweiz» erhoben.

Grosser Rückhalt für Forschung
«Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung halten wissenschaftliche Forschung für notwendig, auch wenn sich daraus kein unmittelbarer Nutzen ergibt», sagt Mike S. Schäfer. Eine ebenso grosse Zahl der Befragten ist der Ansicht, dass Wissenschaft und Forschung staatlich unterstützt werden sollten. Dies spiegelt sich auch in ihren Einstellungen wider: Das Interesse der Schweizer Bevölkerung an Wissenschaft und Forschung ist gross. Mehr als die Hälfte von ihnen interessiert sich stark oder sehr stark für diese Themen, mehr als für Wirtschaft und Finanzen oder für Sport. Nur für Politik interessieren sich mehr Befragte.

Auch das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft ist ausgeprägt. Bei 57 Prozent der Bevölkerung ist das Vertrauen stark bis sehr stark. Bei nur 5 Prozent ist es gering oder sehr gering. Besonderes Vertrauen geniessen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universitäten. Die Befragten sind mehrheitlich der Meinung, dass Wissenschaft und Forschung ihr Leben verbessern, auch wenn sie der Ansicht sind, dass es Grenzen für die Forschung geben sollte. Nur Wenige sind allerdings daran interessiert, selbst in wissenschaftlichen Projekten mitzuforschen.

Information über Zeitungen und Internet
Das Wissenschaftsbarometer zeigt darüber hinaus, wo sich die Schweizer Bevölkerung über Wissenschaft und Forschung informiert: In erster Linie über die traditionellen Massenmedien wie Tages- und Wochenzeitungen sowie Wochenmagazine. Das Internet ist mittlerweile die zweitwichtigste Informationsquelle. Online werden am häufigsten Wikipedia und Webseiten öffentlicher Einrichtungen zur Information über wissenschaftliche Themen genutzt. Wissenschaft und Forschung sind auch zwischenmenschlich ein Thema: Mehr als ein Drittel der Befragten spricht häufig mit Freunden und Bekannten über wissenschaftliche Erkenntnisse und Resultate aus der Forschung.

Broschüre zu den Resultaten
Diese und weitere Resultate können in der offiziellen Broschüre des Wissenschaftsbarometers 2016 nachgelesen werden. Die Broschüre zeigt detaillierte Aufschlüsselungen aller Befunde und liefert graphische Darstellungen, die auch einzeln gespeichert und verbreitet werden dürfen.

Befragung für das Wissenschaftsbarometer 2016 ist abgeschlossen

Die telefonischen Befragungen für das Wissenschaftsbarometer 2016 sind abgeschlossen. Innerhalb von drei Wochen im Juni wurden 1,050 Schweizer Bürgerinnen und Bürger in allen Sprachregionen zu ihren Einstellungen zu Wissenschaft und ihren diesbezüglichen Informationsquellen befragt. Für das WiB-Team beginnt nun die Datenauswertung – erste Ergebnisse werden in Kürze publiziert.

Erstes Treffen mit dem Projektbeirat

Am Mittwoch,  den 23. März traf sich das ersten Mal der Projektbeirat mit den Forscherinnen und Forschern des Wissenschaftsbarometers Schweiz an der Universität Zürich. Das Team des Wissenschaftsbarometers Schweiz diskutierte zusammen mit dem Beirat eine erste Version des Fragebogens. Wir danken dem Beirat für die hilfreichen Kommentare.

Wissenschaftsbarometer Schweiz arbeitet mit DemoSCOPE zusammen

Das WissensCHaftsbarometer Schweiz ist eine regelmässige, alle drei Jahre stattfindende repräsentative Befragung der Schweizer Wohnbevölkerung. Die erste Befragung 2016 wird telefonisch mittels CATI (Computer Assisted Telephone Interviewing) vom Meinungsforschungsinstitut DemoSCOPE durchgeführt. Die Interviews werden von geschulten Befrager/innen in den DemoSCOPE- eigenen Telefonlaboren in Adligenswil und Genf realisiert. Methodensteckbrief

Wissenschaftsbarometer Schweiz startet

Am 1. Januar 2016 hat das Wissenschaftsbarometer Schweiz die Arbeit aufgenommen. Die erste Befragung zum Wissenschaftsbild von 1000 Schweizerinnen und Schweizern und zu ihren wissenschaftsbezogenen Informationsquellen wird gegenwärtig konzipiert und findet voraussichtlich Mitte 2016 statt.